Mit dem Begriff Rassismus wird ein gesellschaftliches Verhältnis beschrieben, in dem kategorisiert wird, welche Personengruppen vermeintlich nicht zur Gruppe der Eigenen gehört, also nicht als „deutsch“ wahrgenommen werden und deshalb nur eingeschränkten Zugang zu Ressourcen erhalten.
Wir leben in einer Welt, die von rassistischen Strukturen durchzogen ist. Diese Strukturen ziehen für rassistisch markierte Menschen tägliche Diskriminierungserfahrungen nach sich – sei es auf individueller, institutioneller oder auch struktureller Ebene.
Rassismus umfasst mehr als individuelle Vorurteile
Rassismus ist im gesellschaftlichen Wissensbestand verankert und hierarchisiert Menschen anhand spezifischer Zuschreibungen und vermeintlicher oder tatsächlicher Differenzen. Dieser gesellschaftliche Wissensbestand, das soziale Wissen um die angeblichen Eigenschaften von bestimmten Gruppen, ist die Basis des Rassismus.
Unterschiedlichen Gruppen wird ein Set von Eigenschaften zugeschrieben, welche als unveränderbare Differenz und gleichzeitig Gegensatz zur Eigengruppe festgeschrieben werden – mit der Folge einer gesellschaftlichen Schlechterstellung.
Differenzen markieren
Biologistische Unterscheidungen gelten mittlerweile als wissenschaftlich widerlegt, so ist es unstrittig, dass Menschen nicht in unterschiedliche ‚Rassen‘ eingeteilt werden können. Nichtsdestotrotz ist die Differenzmarkierung anhand phänotypischer Merkmale wie der Hautfarbe noch immer wirkmächtig und spiegelt sich in den Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen und Menschen of Color wider.
Kulturrassismus
Es gibt aber auch Differenzmarkierungen, die vermeintlich kulturelle Unterschiede statt der widerlegten biologisch begründeten Differenzen fokussieren – vereinfacht gesagt: Wenn ‚Rasse‘ mit ‚Kultur‘ ersetzt wird, sprechen wir von Kulturrassismus. Diese angeblichen Kulturunterschiede werden als unveränderbar, einheitlich und miteinander unvereinbar wahrgenommen und entsprechend hierarchisiert. Ein Beispiel für Kulturrassismus sind bspw. die Diskurse rund um die angebliche Islamisierung des Abendlandes, die von Gruppierungen wie Pegida befürchtet werden.
Rassismus und Macht
Rassismus ist stets mit Macht verbunden, denn nur die Gruppe, die Macht besitzt, kann Gruppen als minderwertig konstruieren UND ihnen somit einen Platz in der Gesellschaft zuweisen – dieser ist in der Regel marginalisiert und mit beschränkten Ressourcen versehen. Umkehrte Mechanismen, ein sogenannter umgedrehter Rassismus, ist deshalb nicht existent, weil sich das rassistische Wissen nicht im Wissensrepertoire der Gesellschaft durchsetzt, da ihm die strukturelle Ebene fehlt. Die Einheit aus Wissen und Institution, zwei Aspekte die sich gegenseitig verstärken, macht den Rassismus wirkmächtig und historisch wandelbar.